Thema 9 Chakra-Struktur allen Lebens

  

Mythologie als Ursprung der Astrologie

Das Urgebet der Christenheit („Vater Unser, der du bist im Himmel“) beginnt (wie in vielen Religionen) mit dem Archetyp des unendlichen, allgegenwärtigen, unveränderlichen und machtvollen Himmels als erhöhte, übernatürliche Wohnstätte des Göttlichen (und auch der Seelen nach dem Tod), der in fast jedem Menschen abrufbar ist. Die war ein Beispiel aus unserem abendländischen religiösen Kontext.

 Wenn es darum geht, die Ursprünge der abendländischen Astrologie zu verstehen, muss man sich daran erinnern,, dass in jenen alten Kulturen, in denen sie entstanden ist, ebenso die im Himmel beobachteten „heiligen“ Phänomene halfen, den "Göttern nahe zu sein". Dazu gehörten Blitz, Wolken und Regen, sowie Sonne, Mond, und auch neu erkannte Sterne und Planeten, welche Vorstufe zum astrologischen Denken waren. Letztere wurden als Omen mit Bezug zum menschlichen Alltagsleben angesehen.

Die heutige Astrologie brauchte ca. 4000 Jahren, um zusammengesetzt (!) zu werden, beginnend mit ihren religiösen Wurzeln und einfachen Deutungskonzepten aus Babylon, weitergehend über das System des hellenistischen Griechenlands, mit Anleihen aus dem alten Ägypten, bis zur Bereinigung von Aberglauben durch die moderne Psychologie (Schäfer S.17).

Mit der Zeit verschmolz der oberste Himmelsgott vielerorts mit dem Gott/der Göttin der Sonnen oder des Mondes, oder mit der Sonne-Mond Konjunktion, welche als „heilige Hochzeit des Götterpaares“ im antiken Griechenland angesehen wurde als Muster der guten Ehe und guter Zeitpunkt zum Heiraten. Das Kosmische gab die Vorlage für menschliches Verhalten (Zeit als geprägt durch Wesen = „Zeitqualität“) entsprechend des Lehrsatzes des Hermes Trismegitos „wie oben so unten“ (Schäfer S.18).

Auch die ersten 5 Arkana des Tarot entstammen wie die Astrologie vor ca. 4000 Jahren von den alten Babyloniern und hatten die Namen der dort zuerst erkannten Planeten. D.h., die Entwicklung des Tarot lief parralell zu der der Astrologie, denn beide entstanden im alten Babylonien und beide bezogen sich auf dieselben Himmelskörper.

Je nach Farbe und Helligkeit klassifizierten die Babylonier neue Planeten und Sterne als schädigend oder segenbringend, und sahen sie in der Nähe eines neutralen Fixsterns oder Sternbildes verstärkt in förderlicher Richtung (Schäfer S.21).

Der Unterschied zwischen ihnen war, dass beim Tarot diese Himmelskörper zu Symbolen wurden, die vom Volk verwendet wurden als Schutz-Zeichen in bestimmten Situationen, während die Astrologie zunächst der Priesterschaft vorbehalten war, die anhand dessen Zukunftsereignisse vorhersagen sollten, welche von Bedeutung waren für das Wohl der gesamten Bevölkerung (z.B., Warnung vor die Ernte gefährdende Wetter-Ereignisse).

 

 Herkunft und Entwicklung des Tarot liefen parallel zu denen der Astrologie

Der Name "Tarot" kam von „T-A-Rosh“ (T=„das“, A=“Lehre/Buch“, Rosh=“Thot/Merkur“. Es bezeichnete also „das Buch Thot“ oder anders ausgedrückt: „die Tafel mit der Lehre des Merkur“ = Thot).

Nachdem die erste babylonische Urversion des Tarot, mit nur 5 Akarna (Symbole), in Ägypten durch Reisende ankam, wurde sie in Ägypten in dem Sinne umgetauft, das zu den bisherigen Planetennamen (+ Sonne) deren entsprechende Götternamen in Ägypten dazu kamen: 

Sonne (AMUN-RE „Wahrheit“),

Mond (HATHOR/ISIS, „Positiv, Schutz“),

Merkur (ANUBIS/„THOT“= griech. „Hermes Trismegitos“, “der Tod als Prüfung“),

Mars (PTAH, „die Ausdauer/Kraft“),

Venus (SETH, „die Weissagung, der Stern“).

Im Laufe der Ausbreitung des Tarot in Ägypten kamen später regional verehrte Götter aus Unterägypten dazu, so dass die planetarische Bedeutung und Zuordnugn der ersten 5 babylonischen Arkana aus den Augen verloren wurde und es nach und nach bis auf die uns heute bekannten 22 Arkana-Aspekte erweitert wurde, für die in Ägypten 22 Götteraspekte galten. Ab der Renaissance, als das Tarot nach Italien kam, verlor man die Götterzuordnung der 22 Akarna und deutete sie nur noch nach menschlichen Lebensereignissen ("der Tod", "die Liebenden", etc.). Dasgleiche geschah mit der Bedeutung des Tierkreises der babylonischen Astrologie, in dem Sinne dass die ursprüngliche Bedeutung  ihr Symbole verloren ging und ersetzt wurde.

  Die altbabylonische Tierkreiszeichen sind der Ursprung der abendländischen Tierkreiszeichen

28 Sternbilder 

Die Vorstufe des Tierkreises der babylonischen Astronomie/Astrologie (4000 v. Chr.) nannte sich "Weg des Mondes" („Harran ilu Sin“), da im Mondlicht der Lauf der Sterne (Mondstationen) zu sehen war, und hatte für jeden Tag des Mondzyklus ein „Mondhaus“: es gab 28 Sternbilder (Schäfer S.71).  

11 Tierkreiszeichen 

 Später gab es 11 Tierkreiszeichen, die ihren Namen von benachbarten, z.T., stark von

 der Sonnenbahn abweichenden (25 Grad oder 33 Grad) und unterschiedlicher Größe

 (der Platz von „Waage“ war 300 v. Chr. belegt von „Skorpion“ = 2 x 30 Grad), bekannten

  Sternbildern (von Widder bis Fische) erhielten.

12 Tierkreiszeichen

Die heutigen Sternzeichen sind also im Rahmen einer Vereinfachungsmaßnahme entstanden bzw. festgelegt worden. Sie sind zur 12-fachen Projektionsfläche zuerst für menschliche (zuerst für mythologische, später für psychologische) Inhalte geworden.

Die Tierkreiszeichen stimmen nicht mehr,  d.h.,  sind alle längst um ein Zeichen, d.h. um 30 Grad, verschoben

Die Verlagerung der Erd-Achse und Eliptik führte innerhalb von ca. 2000 bereits zu einer Verschiebung („Präzession“) von 30 Grad (das Tierkreisbild „Widder“ ist jetzt nicht mehr über das Tierkreiszeichen „Widder“ sondern „Stier“, etc.).

Die Symbolik der Tierkreiszeichen kommt von Naturereignissen und wurde später

falsch interpretiert     

Die Babylonier benannten die Tierkreiszeichen, die die Sonne wie ein Ring durchlief,

nach konkreten Ereignissen in der Natur:

Wassermann: als die Sonne in ihrem Jahreslauf diese Sternbild  betrat, setzten

   flutartige Regenfälle ein,

- bei Fische begann die Laichzeit der Fische,

- Widder (der Name wurde von den Ägyptern übernommen) hieß „Tagelöhner“, wegen

   der beginnenden Feldarbeit im  Frühjahr,

- Stier symbolisierte die Feldarbeit mit Vieh und Pflug,

- Zwillinge (Kastor und Pollux) standen für gelungene Fruchtbarkeit,

- bei Krebs (rückwärtslauf) wurden die Tage wieder kürzer,

- bei Löwe entwickelte die Sonne „brüllende“ Hitze,

- Jungfrau wurde abgebildet als Jungfrau mit der „Ähre“ (früherer Name) wegen des 

   Erntemonats,

- Waage deutete mit den 2 Waagschalen auf die Tagundnachtgleiche und Handel mit

   Ernteprodukte hin,

- Skorpion war die Zeit vermehrter Aktivität von Skorpionen und Schlangen,

- Schütze war die Zeit der Jagd für den Wintervorrat,

- Im Steinbock (hieß Ziegenfisch) lag die Sonne im Tiefpunkt (Wintersonnenwende) und

   machte sie wieder auf zum Gipfel (wie eine Bergziege oder ein Steinbock) (Schäfer  S.71).

Als unsere Astrologie entstand, hatte sie andere Ziele

 Die Priesterastrologen Babyloniens waren Mathematiker, Astronomen, und Wetterkundige: sie hatten die religiöse Pflicht, magische Anrufungen der Götter im Tempel (in dem sich auf mikrokosmischer Ebene der Schöpfungsakt spiegelte), zu verrichten, um die Gesetze der Zeit außer Kraft zu setzen.

Als die Astrologie volkstümlich wurde, sollte sie vor der Zukunft schützen und diese Segnen

Durch die Besatzung durch die Chaldäer und deren Einfluss, waren ihre Voraussagen (die sich auf Naturereignisse bezogen) nicht mehr im Dienste des Staates. Die Priesterastrologen wurden ungern Persönlichkeitsastrologen für das Volk.

 Da Fehler im Leben zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr korrigiert werden konnten (Fatalismus), wollte die Bevölkerung sich die Richtigkeit jeder Handlung versichern und Leid abwenden (Schutz- und Segen-Funktion).

Die Persönlichkeits-Astrologie entstand erst 2400 Jahren mit dem Aufrunden von 11 auf 12 Tierkreiszeichen 

Mit der Einführung der 12 (statt 11 = zuvor hatte Skorpion hatte 2 x 30 Grade und Waage fehlte) gleichlangen Tierkreiszeichen (400 v. Chr.) war der Weg frei für die Individualastrologie (Schäfer S.73-75).

 Die indische Astrologie

Sie sieht im kreisrunden Horoskop ein Rad der Wiedergeburt („Bhava Chakra“) das einen Augenblick des jahrtausendelangen Weges einer Seele zeigt.

Ein Beispiel für die Einbindung des Phänomens der Reinkarnation in indischen Horoskopen liefern die "Palmblatt-Bibliothek-Leser". Sie sind allerdings medial veranlagt und geschult, daher geben sie mitunter an, wer man im früheren Leben war, was nicht in den Palmblätter enthalten ist (Sie sind Medien des alten weisen verstorbenen Astrologen "Maharishi [= Seher] Kata Budinda").

Das Zeichen, das vor dem jetzigen Sonnen-Zeichen liegt, gilt in der indischen Astrologie als Aszendent der letzen Inkarnation. Die Symbol-Bilder der 12 „Nidanas“ erscheinen als geistiges Gesamtkonzept bewusster ausgewählt als unsere 12 neu interpretierten altbabylonischen Zeichen, sind ihnen aber inhaltlich ähnlich. Sie offenbaren ein reifes tiefenpsychologisch-geistiges Konzept, das man in unsere Tierkreiszeichen auch sehen könnte:

 Es ist das Reigen der 12 Tore bzw. Phasen, durch welche die sich wieder inkarnierende Seele ins Leben eintritt:

 1. Wille zur Reinkarnation (Widder),

2. Bindung an Form des Lebens (Stier),

3. Suche nach Wissen (Zwillinge),

4. Wunsch nach Selbständigkeit (Krebs),

5. Wille zum Ausdruck (Löwe),

6. Wunsch nach konkreter Verwirklichung (Jungfrau),

7. Wunsch nach Lebensempfindungen (Waage),

8. Bindung am Rad der Wiedergeburt durch Wünsche (Skorpion),

9. Wunsch nach konkreten Ergebnissen und Ernte derselben (Schütze), 10. Fülle der konkreten Existenz und aber auch Bindung daran (Steinbock),

11. Zustand der Losgelöstheit und Wunsch Karma aufzulösen (Wassermann).

12. Auflösung aller irdischen Bindungen, die die Seele gefangen halten (Fische/Neptun) (Koechlin S. 47-49). 

 

Die Einführung von Grundzahlen als universelle psychologische  Grundprinzipien

Die Vierheit des Lebens

Die westliche Astrologie hat (wie die chinesische) die universelle Grundlage der Vierheit allen Lebens in der Elementen-Lehre des Aristoteles gemeinsam. 

a) Der Horoskop-Kreis wurde in 4 Quadranten (Vierheit, auch Dynamik der 4 Elemente untereinander) geteilt.

 I. Alle Anlagen für die körperliche Welt (Element Erde)

 II. Das eigene seelische Wesen entdecken (Element Wasser)

 III. Entwicklung des Geistigen (Element Luft)

 IV. Aspekte des unpersönlichen Über-Ich: Gesetze, Ideale, Verantwortung, Pflicht, Aufgaben (Element Feuer).

Da die Wirkung der Planeten innerhalb eines Quadranten differierte, teilte man sie in jeweils 3 Teile, so dass sich insgesamt 12 Häuser ergeben, von denen jedes ein anderes Lebensgebiet repräsentiert. Sie stellen wiederum den 24-stündigen Tageszyklus dar, in dem die Erde sich einmal um ihre eigene Achse dreht (Meyer S 66-71).

b) Der Tierkreis wurde durch die Vierheit wie folgt zugeordnet:

1) Widder, Löwe, Schütze sind geprägt vom Element des Willens (Feuer/warm-trocken/cholerisches Temperament)

2) Zwillinge, Waage, Wassermann (Denken/Luft/warm-feucht/Sanguiniker)

3) Krebs, Skorpion, Fische (Fühlen/(Wasser/kalt-feucht/Melancholiker)

4) Stier, Jungfrau, Steinbock (konkretes körperliches Leben/Erde/kalt-trocken/Phlegmatiker) (Koechlin S.67, Schäfer S.133).

 

Die Zwölfheit allen Lebens:

Maßband für die Planeten waren auch die 12 Häuser, jedes repräsentiert 2 Zeitstunden. Für die Babylonier hatte insbesondere die Zahl 12 (auch wir kennen: „ein dutzend“) eine heilige, mythische Bedeutung als Grundzahl (Sexagesimalsystem: Jahr 12 Mondzyklen, Jahr = 12 Monate, Tag = 12 gleichlange Doppelstunden, 60 Minuten, 60 Sekunden) (Schäfer S.70).

Das kreisrunde „Maßband“ für die Betrachtung des Himmels bestand aus der scheinbaren Jahresbahn der Sonne (und eigentlich realen Jahresbewegung der Erde um die Sonne), deren 360 Grad in 12 Fähigkeiten (Zwölfheit: je 30 Grad je Tierkreiszeichen und dessen Herrscher-Planet) eingeteilt wird, die von jedem Individuum durch bestimmte Entwicklungsschritte erlernt werden müssen (Meyer S.73).

Die Dreiheit allen Lebens:

Die 12 Häuser lassen sich (in 3 Gruppen von je 4 Häuser)(Meyer S. 74-78) als 3 Grundzustände bzw. Ur-Lebens-Impulse erkennen, die wir den Griechen verdanken.

A) Same, Keim, Beginn, Geburt, Körper = Bewegungsform Kardinal/aktivierend = Widder(1), Krebs(4), Waage(7), Steinbock(10);

B) Verwurzelung, Festigung, Leben, Fühlen = Bewegungsform fix/statisch = Stier(2), Löwe(5), Skorpion(8), Wassermann(11);

C) Verzweigung, Differenzierung, Weiterentwicklung (Metamorphose), Aufgabe der jetzigen Form (Tod) Weiterleben nach dem Tod, Denken bzw. Geistige Form von Existenz = Bewegungsform veränderlich/anpassend = Zwillinge(3), Jungfrau(6), Schütze(9), Fische(12).

 

 Forstetzung dieses Artikels in Teil 2 mit der gleichnamigen Überschrift: "Warum kann die Astrologie etwas über uns sagen" 

 

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