Thema 9 Universelle Chakra-Struktur des Lebens

 Der Komponist und Dirigent Leonard Bernstein erkannte Parallelen zwischen den Definitionsstufen der Musikwissenschaft und des sprachwissenschaftlichen Strukturalismus nach Saussure und Chomsky (*Das Phonem ist die kleinste Bedeutungstragende sprachliche Einheit in etwa: eine Silbe):

    Note = Phonem* (Phonetik/Phonologie)

musikalisches Motiv, Thema = Morphem (Phonologie)

musikalische Phrase = Wort (Phonologie)

musikalischer Satzteil = Nebensatz (Grammatik/Phonologie)

musikalischer Satz = Satz (Grammatik/Phonologie)

Komposition, Musikstück = Prosastück (lit. Rhetorik)

 Neben diesem am Strukturalismus angelehnten Vergleich sind die klangpsychologischen Gemeinsamkeiten der ästhetischen Schallbotschaften Sprache und Musik von Bedeutung.

Melodie - musikalische wie auch sprachliche - ist eine zeitliche Aneinanderreihung von Intervallen. Die Unterscheidung von Intervallen wird durch die Struktur der den Haarzellengruppen eigentümlichen mathematischen Logarithmensystem in der Cochlea bedingt. Dieser Schneckengang im menschlichen Innenohr schließt die Fähigkeit zum Heraushören von Harmonien mit ein, die aus der Gleichzeitigkeit von Intervallen bestehen.

Deren Zahlenverhältnisse und Frequenzen wurden durch Pythagoras am Monochord durch einfache mathematische Teilung gefunden. Er orientierte sich dabei an den in der griechischen Antike vermuteten Planetenintervallen. Unsere hörende Psyche kennt also die Primzahlen 3, 5, 7 und 12 als Ordnungszahlen ihrer Wahrnehmungsvorgänge.

 Die Zahl 3: Das Prinzip der graduellen Mischungen des Farbdreiecks des physikalischen Farbprismas nach Goethe (gelb, blau, rot) lässt mit den Tönen aus dem Vokaldreieck nach Stumpf (i, a, u) vergleichen, die den Urbestand der Sprachen der Urzeit ausmachen, und zu den 3 Konsonantengruppen des Alphabets führen. Ein durch die Ausatmung (Aushauchen) natürlich bedingter Lautzusammenhang bildet auch die phonetische Grundlage für die 3 Konsonantengruppen:

-Gelb / I wird zum vorderen CH, daraus die Reibelaute (strepentes): S, Z, CH, SCH, F, V, Pf (Säusel-, Zisch-, Rausch- und Blaselaute). Zwischen a und i entsteht die helle Vokalreihe A-E-EI-I (E = grün, türkis).

-Blau / A (neutrales Vokal). Verhaucht wird A zum H. Aus dem gehauchten H entstehen (durch verstärkte Ausatmung und allmähliche Verengung des Gaumentors) die Verschlusslaute (explosivae): K-CK, G, Q, CH (hinten geformt, nicht als Reibelaut), sowie H, D-T, B-P (Gaumen, Hauch-, Zungen- und Lippenlaute). Zwischen a und u entsteht die dunkle Vokalreihe A-O-U (O = orange).

-Rot / U wird zum W, daraus lassen sich zwanglos die Klinger (liquidae semivocales) entwickeln, die zwischen den tönenden Vokalen und den tonlosen Konsonanten stehen: L, N, NG, M, R, W, auch Halbvokale genannt, sind ihres Klanggehaltes wegen für die Sprache wie für den Gesang gleich wichtig. Je reicher die Sprache mit Klingern durchsetzt ist, desto größer ist ihr Wohllaut (wie in der Sprache Italiens, der Wiege des Opergesanges).

 Die Zahl 5: Der Vokal A entspricht (in der nachfolgenden Liste der 7 Intervallen der Tonleiter) der Quinte, dem Intervall, durch das alle Töne der abendländischen Materialtonleiter im pythagoräischen Quintenzirkel gewonnen werden. Die Quinte ist Grundpfeiler für jeden Wechsel in eine andere Tonart und krönender Abschluss des Dreiklangs. Die Quinte entspricht in der Geometrie dem fünften platonischen Körper (Pentagondodekaeders: Fünfeck) und dem kabbalistischen Fünfstern (dem Pentagramm): Alle ihre geometrischen Teilungsverhältnisse entsprechen den arithmetischen Verhältnissen des Goldenen Schnittes.

In der Renaissance herrschte die Auffassung, dass die „vitruvianische“ Figur, der Mensch im Kreis (Aura), ein Bild der Welt (Planet) ist. Das Schlüsselschema der Menschenmaße (hier von Leonardo da Vinci) wurde für die Architekten (z.B. von Kirchen) zur Grundlage des Bauens, weil sie vom menschlichen Körper alle grundlegenden Zahlenverhältnisse und Maßbeziehungen der Natur zu finden sind, insbesondere den vollkommenen Kreis und das Quadrat.

Die Zahl 7: Jede der 12 Dur- und moll- Tonleiter ist 7 stufig und spiegelt eine Variation der 7 Chakra-Empfindungen im Menschen. Entsprechend dazu ist der Sinn für Malerei an der Wahrnehmung der Farb-Oktave durch das menschliche Auge gebunden. Die Formanten der Sprach-Vokale - erzeugerbedingte Resonanzverstärkungen von bestimmten Obertonbereichen - entsprechen den in der Musik durch die Stimme oder instrumental erzeugten Obertönen.

Durch seine Obertöne besitzt jeder Ton in sich - physikalisch, aber für das Ohr nicht deutlich hörbar - alle anderen Töne des Tonsystems, mit denen er - in hörbarer Form - in Beziehung gesetzt werden kann. So gestalten die Obertöne die auch in der Sprache bedeutsamen linearen (= Aufeinanderfolge) Melodie-Verhältnisse sowie die nur in der Musik zum Tragen kommenden akkordische (= Gleichzeitlichkeit) Harmonie-Verhältnisse.

Denn subjektiv empfundene Übereinstimmungen (Harmonie) zwischen Tönen sind im Grunde nichts anderes als Verstärkungen derselben Obertöne. Darauf ging Pythagoras auf geniale Weise ein, als er das abendländische Tonsystem festlegte.

 Chakra Intervall-Empfindung Intervall

Krone Letzte große Spannung: Septime

Stirn Empfindung der Weite: Sexte

Hals Tiefste harmonische Erfahrung: Quinte

Herz Tetrachord-Grenze: Quarte

Solar Plexus Tongeschlechtsbestimmung: Terz

Nabel Erste äußere Bewegung: Sekunde

Steiß Einklang: Prim

 Der Autor absolvierte ein Universitätsstudium in Musikwissenschaft, romanische Sprach- und Literaturwissenschaften sowie Pädagogik mit einer interdisziplinären Magister-Arbeit über die erwähnten gemeinsamen geistigen Strukturen verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen. Er stellte den Vergleich zwischen den gemeinsamen klanglichen (das Wort-Ton-Verhältnis und sein Zahlenschlüssel), klangpsychologischen, (Satzmelodik, Sprachfrequenzen), semiotischen und semantischen Strukturen von Sprache und Musik her.

Später studierte er auch die menschliche Aura und ihre Farbensprache, die von der persönlichen Akasha-Chronik zeugt und durch zunehmend intensivere Chakra-Aktivitäten zustande kommt.

Diese Arbeit führte ihn zu der Erkenntnis, dass sich entsprechende Chakra-bezogenen Strukturen sowohl in der Farb- und Formensprache der Malerei wie auch in ihrer Geschichte der Suche nach Ausdrucksformen (= Kunst-Stile und Epochen) erkennen lassen. Diese Entwicklungen führten in der abendländischen Kunst zu immer Komplexer werdenden Gestaltungen der Form.

Als in der abendländischen Musik die Polyphonie (Mehrstimmigkeit) eingeführt wurde entfaltete sich zeitgleich die Perspektive (Darstellung der Räumlichkeit) in der Malerei der Renaissance. Man kann daher von der geistigen (Chakra-Bewusstseins-) Bedeutung einzelner Epochen der Kunstgeschichte (Skulptur und Malerei) sprechen.

Die einzelnen Epochen der Kunst sind Spiegel für die nach und nach eroberten und erkannten inneren Bewusstseinswelten und verkörpern eine Chronik kollektiv durchlebter gesellschaftlicher Schritte (Kunst-Epochen) der Bewusstseinserweiterung und der Durchdringung der Empfindung durch das Denken gedeutet.

Dies erstreckt sich von:

- den Höhlenmalereien der Frühgeschichte

über die archaisch-ikonographische Kunst in China, Indien, Sumerien-Babylonien und im alten Ägypten,

bis zu den gefundenen Idealmaßen der griechischen Antike,

- ihrer Rückgewinnung in der Renaissance,

- dem expressiven Manierismus,

den weltlichen Idealen des Barocks,

dem Realismus,

der farbig-subjektiven "Astralität" in Impressionismus

- u. Expressionismus,

- und dem Ausdruck der Gedankenformen in ihrer Vorstufe im Kubismus

- und in ihrer vollen Offenbarung in der abstrakten Malerei von Kandinsky (Schule des blauen Reiters).

 

Bibliographie:

Bernstein, Leonard, 6 Harvard-Vorlesungen, Musik – die offene Frage, 1982

 

 

 

 

 

 

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